Sanierung Fachwerkhaus
ORT: | Quedlinburg, Ballstrasse |
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BAUHERR: | privat |
STATUS: | Fertigstellung 2009 |
LEISTUNGSPHASEN: | 1-9 |
PLANUNGSUMFANG: | Gebäude |
Bestand
Bei dem Fachwerkhaus handelt es sich um ein Einzeldenkmal aus den Jahren um 1700.
Städtebaulich auffällig wirkt dieses Gebäude innerhalb des Straßenzuges Ballstraße durch seine dreigeschossige Fassade und hebt sich von der umliegenden zweigeschossigen Bebauung ab.
Die Fachwerkfassade ist nur fünf Gebinde breit mit Fußstreben im 2. Obergeschoss. Das straßenseitige Fachwerk im 1. und 2. Obergeschoss zeigt einige Stilelemente aus der Zeit um 1700, wie z. B. die Pyramidenbalkenköpfe, die profilierten Füllhölzer und die Zierausmauerung. Die Obergeschosse kragen straßenseitig jeweils um 15 bis 20 cm hervor. Im Erdgeschoss wurde offensichtlich das Fachwerk durch eine Mauerwerksfassade ersetzt. Der Sockel besteht aus sanierungsbedürftigem Sandsteinmauerwerk.
Die zweiflüglige klassizistische Haustür mit Oberlicht, Füllungen und Verzierungen stammt aus den Jahren um 1830.
Die hofseitige Fachwerkfassade wurde nachträglich verputzt bzw. verkleidet.
Der unterkellerte Anbau ist verputzt und verkleidet. Er besteht teilweise aus Mauerwerk und teilweise aus Fachwerk.
Schäden
Die Holzbalkendecken sind teilweise stark verformt (2. Obergeschoss), der Einschub besteht zumeist aus Holzstaken mit Lehm und weist an einigen Stellen Feuchtigkeitsschäden auf.
Beide Dächer wurden um 1980 mit Betondachsteinen eingedeckt. Im gleichen Zeitraum wurden Fenster ohne Teilung eingebaut.
Die beiden Erdgeschossfenster erhielten einfache Fensterläden.
Die technische Ausstattung war verschlissen oder nicht mehr zeitgemäß.
Die Fußböden bestehen zumeist aus Dielung. Im Keller und Hauswirtschaftsraum wurde dieser mit einer Ziegelflachschicht versehen.
Bei der Freilegung der Fachwerkkonstruktion kamen weitere Schäden an den Fachwerkhölzern zum Vorschein.
Sanierung
Nach umfangreichen Entkernungs- und Freilegungsarbeiten wurden geschädigte Fachwerkhölzer und Balkenköpfe ausgewechselt, in sichtbaren Bereichen aus Althölzern.
Die Zierausmauerungen wurden in den freigelegten Gefachen wieder entsprechend dem historischen Bestand ergänzt.
Die durch Putze, Vorsatzschalen oder Verkleidungen verdeckten Fachwerkwände wurden freigelegt und blieben sichtbar.
Die Dacheindeckung wurde mit historischen Linkskrempern neu hergestellt, die hohen herausragenden Giebelflächen erhielten einen Behang aus Linkskrempern.
Für den Anbau nutzte man als Dämmung eine Holzbekleidung.
Die Fachwerkaußenwände erhielten Innendämmungen aus Lehmsteinhintermauerungen.
Alle Fenster und die hofseitige Haustür wurden erneuert in denkmalgerechter Profilierung.
Straßenseitig erfolgte der Einbau von Kastenfenstern, hofseitig von isolierverglasten Fenstern.
Das Erdgeschoss verfügt nun über einen kleinen Gästebereich mit eigener Küche und Bad. Im 1. und 2. Obergeschoss sowie im ausgebauten Dachgeschoss befinden sich die Räume der Bauherren, eine Wohnküche und ein modernes Bad.
Alle Installationen wurden erneuert, eine Gasheizung eingebaut und die Dielenfußböden teilweise erneuert bzw. aufgearbeitet. Im Keller entschied man sich für die Verlegung historischer Zementfliesen und im Hausflur für historische Kalksteinplatten.
Teilweise war es möglich, historische Türen aufzuarbeiten, teilweise sind neue Türen ergänzt worden.
Im Garten wurde eine Holzterrasse angebaut.